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SPITZAHORN 1

Moabiter Baumgeschichten

Hallo Mensch, ich bin der Ahornbaum.
Ich begrüße Dich, magst Du Dich zu mir setzten?

Schön, dass Du mich besuchen kommst!

Ich möchte Dich dazu einladen ein paar Minuten zu bleiben. 
Sei einfach hier, so wie auch ich. Sei Dir meiner Existenz bewusst!

Lass mich auch Dich wahrnehmen.
Über meine Wurzeln kann ich kommunizieren - aber auch über Berührungen und Geruchsstoffe. 

Wenn Du möchtest, darfst Du mich anfassen, meine Äste, meinen Stamm, die Erde, in denen meine Wurzeln stecken.

Ich atme, wie Du auch!

Ich atme Kohlendioxid ein, das Du ausatmest, und ich atme Sauerstoff aus, den Du einatmest!

Wir sind verbunden durch unseren Atem, durch unseren Stoffwechsel.

Wir beide leben! Unsere Schicksale als Lebewesen sind miteinander verbunden.

Spürst Du, wie still ich bin?

Ich möchte Dich einladen, die Stille mit mir zu genießen. 

Bleibe sitzen und schließe deine Augen. Versuche, meiner Stille zu lauschen.

Spürst Du den Wind? Die feuchte Luft? Die Verbindung zum Boden?

Ich bin ein liebendes Lebewesen.

Ich liebe die Sonne- sie ist meine Nahrung und gibt mir Energie.

Ich liebe den Wind - er verteilt meine Samen und hilft mir, mit anderen Pflanzen zu kommunizieren, indem er unsere Botenstoffe durch die Luft trägt.

Ich liebe die Erde - sie nährt mich und verbindet mich mit anderen Pflanzen und Pilzen.

Ich liebe den Regen, denn Wasser bedeutet Leben.

Ich brauche sehr viel Wasser und freue mich über jeden Tropfen - besonders im Frühling und Herbst. Aber auch im Herbst! Mir geht es wie vielen anderen Straßenbäumen auch - der Raum, in dem unsere Wurzeln sitzen, ist winzig. Nur wenige Regentropfen finden den Weg in unseren Garten.

Kannst Du mir einen Becher Wasser geben?

Vielen Dank!

Ich kann Dir auch etwas zurückgeben: Bei Hitze und Sonne kann ich Feuchte und Schatten spenden, wenn Du Dich in meine Nähe setzt. Wenn es regnet und windet kann ich dir Schutz bieten. Meine Blätter können die schmutzige Luft filtern, damit Du besser atmen kannst. Und ich werde immer mein Bestes tun, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.


Danke, dass Du mich in diesen kalten Stunden besucht hast. Ich möchte dir etwas zum Abschied schenken: 

Gehe zur Bar und überreiche meinen menschlichen Freunden das Einladungsblatt und grüße sie von mir; Du wirst dann ein heißes Getränk umsonst bekommen.

Und nun - lebe wohl und denk’ an mich!