Speisekino Moabit 2016 #9
Shared experiences of some micro-histories.
Ein kommentiertes Filmprogramm von Madeleine Bernstorff
im Rahmen der Ausstellung „Politics of Sharing. On Collective Wisdom“
Das Filmprogramm verschränkt zwei Ebenen der geteilten Erfahrung:
Zum einen die Re-Inszenierungen von Ritualen aus dem Mittelmeerraum und deren gemeinschaftliche Sozialität, gefilmt Ende 1950er Jahre im Süden Italiens auf immersiv-musikalische Weise von den Filmemacher*innen Cecilia Mangini und Lino del Fra.
Zum anderen mit den zwei neuen Filmen von Kush Badhwar und Filipa César, die eigenwillige Versuche unternehmen, die politische Aktion gegen Entrechtung im anti(neo-)kolonialen Kontext zu teilen und zu vermitteln. Mit einem kleinen Exkurs zum politischen Kulturanthropologem Ernesto de Martino, mit dem Cecilia Mangini und viele andere italienische Filmemacher*innen zusammenarbeiteten, der Rituale konsequent als Ermächtigungsstrategien las.
Details über die Filme:
LA PASSIONE DEL GRANO / Die Passionsgeschichte des Korns
R: Lino del Fra, Italien 1960, OV 11’ digital file
In Lukanien feiert man zur Zeit der Getreideernte noch immer die ‚Passion des Korns’ - ein Agrarritus der antiken Religionen des Mittelmeerraumes -, der in einer noch gegenwärtigen Vergangenheit im bäuerlichen Europa verbreitet war. „Sieh! sagt man zum Korn, wir mähen Dich nicht.“
BLOOD EARTH
R: Kush Badhwar
Oriya, Hindi, english, Kui, Indien 2013, OmeU 40’, digital file
In der bauxitreichen Gegend um den Ort Kucheipadar im indischen Bundesstaat Odisha entstand eine Widerstandsbewegung der lokalen Bevölkerung gegen die Ausbeutung der Bodenschätze.
Der Film BLOOD EARTH erforscht Gesänge, Landwirtschaft, Dorfleben und politische Treffen und improvisiert daraus eine Verbindung von Stimme und Musik, von Ton und Lärm.
TRANSMISSION FROM THE LIBERATED ZONES
R: Filipa César
mit Gi Dias, Lennart Malmer, Birgitta Dahl, Ingela Romare, Folke Löfgren
Portugal / Frankreich / Deutschland / Schweden 2015, 30’ OmeU digital file
Während der antikolonialen Befreiungskämpfe (1963-1974) in Guinea-Bissau teilten einige solidarische schwedische Aktivist_innen die Erfahrung der Befreiungskämpfer und erzählen der Regisseurin davon, während ein Teenager dies wiederum in andere, sehr gegenwärtige Kämpfe übersetzt.
STENDALI
R: Cecilia Mangini, Musik: Egisto Macchi, Italien 1959 OmeU 11’ digital file
Ein traditionelles Trauerritual unter Bäuerinnen im griechisch-kalabrischen Bergdorf Martano, mit einem poetisch-realistischen Off-Kommentar von P. P. Pasolini: ein Abschiedsgesang in gespenstischer Trance.
(Dank an Fabian Tietke, Cecilia Valenti und Michaela Schäuble.)
Die Ausstellung ist noch bis 10. Juli 2016 in der ifa-Galerie Berlin zu sehen und wurde zusammengestellt von Elke aus dem Moore (Leiterin der Abteilung Kunst des ifa) und Misal Adnan Yıldız (Direktor Artspace New Zealand, Auckland).
Speisekino Moabit #9:
Türen öffnen um 19.00 Uhr
Eintritt Frei
Menü: 7,50€
Soli-Beitrag für Film: 1€ auf dem ersten Getränk
Essen ab: 19.30 Uhr (bis das Essen ausverkauft ist)
Film ab Sonnenuntergang (ca. 21.30 Uhr)
Auf der Terrasse des ZK/U