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Pop-Up Chess Palace

Über Architektur, Ideologie und Schach

Pop-Up Chess Palace
Über Architektur, Ideologie und Schach
22. Juni - 25. Juni 2017, täglich ab 12 Uhr

ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik
Siemensstraße 27
10551 Berlin

Die Wortschöpfung „Schachpalast“ mag für das westeuropäische Ohr seltsam klingen. In der Sowjetunion dagegen mit ihren Pionierpalästen, Kulturhäusern und Arbeiterklubs stellten Gebäude zum Zweck des Schachspiels keine Besonderheit dar. Die junge Sowjetunion hat es in nur wenigen Jahren nach der Oktoberrevolution geschafft, ein „nutzloses Spiel der Bourgeoisie“ in einen sinnvollen Zeitvertreib der Arbeitermassen umzuwidmen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg sowjetische Schachspieler begannen, international Erfolge zu feiern, intensivierte sich die staatliche Förderung des Schachspiels wesentlich: Die sowjetische Dominanz im Schach wurde zu einer wichtigen ideologischen Argumentation für die Überlegenheit des Systems. In den 1970er Jahren entstanden neben den bestehenden Schachklubs eigens fürs Schachspiel erbaute  Paläste – jedoch nicht im Zentrum, sondern in den peripheren Sowjetrepubliken Georgien, Armenien und Belarus. Diese Gebäude zeichnen sich durch eine auffällige Architektur, ausgeklügeltes Design und eine intelligente Einfügung in den städtischen Raum aus.

Die Ausstellung geht der gesellschaftlichen und architektonischen Utopie nach. Das Archivmaterial veranschaulicht, wie der Glaube an eine egalitäre Idee und an das Potenzial der modernistischen Architektur das Erscheinungsbild und die Innengestaltung der Schachpaläste geprägt hat. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler thematisieren in ihren Arbeiten verschiedene Aspekte des Schachspiels und zeigen ideologische Implikationen auf, die sich damals wie jetzt offenbaren.

Nino Sekhniaschwili beschäftigt sich in ihrem Projekt mit der Verflechtung von Glück und Schicksal. Das Spiel der Staatsideologien und seine Erscheinungsformen im Stadtbild hält Naili Vakhania fest. Aleksander Komarov rekapituliert das mediale Echo auf die längste Schachweltmeisterschaft,  das Match zwischen Anatoli Karpow und Garry Kasparow von 1984. Zwar unterschied sich die sowjetische Berichterstattung deutlich von der westlichen, das Interesse an der physischen und psychischen Verfassung der Spieler war ihnen gemeinsam. Das heutige Leben und den Drill in der 1998 fertiggestellten Chess-City in Elista, der Hauptstadt der russischen Republik Kalmykien, zeigt Magdalena Pięta in ihrem filmischen Porträt. Tatia Skhirtladze untersucht die emanzipatorische Rolle von vier georgischen Schachmeisterinnen, die die Schachwelt über Jahrzehnte dominierten und den WM-Titel von 1962 bis 1991 in Georgen ließen. Im Video von Lascha Kabanaschwili wird die Geschichte des Palastes für Schach und Alpinismus in Tbilisi nachgespielt – in seinen glorreichen wie problematischen Zeiten. Auch Atu Gelowani und Lado Lomitaschwili widmen sich in ihren Fotografien dem georgischen Meisterwerk: Ihr Blick für Details zeigt sowohl die verhaltene Schönheit als auch die heutige problematische Nutzung des Gebäudes.

Der Fokus der Ausstellung liegt im Jahr der deutsch-georgischen Freundschaft unter dem Motto „Zukunft Erben“ auf dem georgischen Schachpalast – dem architektonisch anspruchsvollsten und ambitioniertesten.  Allerdings werden auch die Konflikte der heutigen Nutzung thematisiert. Und so  stellen die Kuratorinnen die Frage, wie man generell mit den Unikaten der modernistischen sozialistischen Architektur umgehen soll und wie der ideelle Gehalt dieser Bauten heute gelebt werden kann. 

Die Ausstellung wird von einem kulinarischen und filmischen Programm umrahmt. Und natürlich soll im temporäreren Schachpalast auch Schach gespielt werden!

Programm:

∆ Donnerstag, 22. Juni um 19 Uhr
Eröffnung der Ausstellung und des OPENHAUS des ZK/U

∆ Freitag, 23. Juni um 19 Uhr
Speisekino Moabit 2017 
Menü: Georgisches Essen
Filme:
DIE PAUSE, Baadur Tsuladze, GE 1978, 20 min., Russisch mit deutschen Untertiteln
GEFÄHRLICHE ZÜGE, Richard Dembo, CH, F 1984, 110 min., in deutscher Sprache

∆ Samstag, 24. Juni um 13 Uhr
Offenes Schachturnier.
Anmeldung 13.00 – 13.30, Ende ca. 19.30. (Beschränkte Teilnehmerzahl. Eine Voranmeldung ist möglich unter: [email protected])
In Kooperation mit dem Schachverein Rotation e.V. Berlin-Mitte

∆ Sonntag, 25. Juni, 13-17 Uhr
Schachnachmittag für Kinder

Kuratiert von / Nini Palavandishvili und Lena Prents

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Atu Gelowani, Lascha Kabanaschwili, Aleksander Komarov, Lado Lomitaschwili, Magdalena Pięta, Nino Sekhniaschwili, Tatia Skhirtladze und Naili Vachania.

Schachprogramm: Uli Huemer

Anfragen können an [email protected] gerichtet werden.

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Die Ausstellung wird vom Ministerium für Kultur und Denkmalschutz von Georgien finanziell unterstützt.

Pop-Up Chess Palace entstand in Kooperation mit dem ZK/U Berlin. 

Nini Palavandishvili repräsentiert GeoAIR – eine Plattform für kollaborative Kulturprojekte und ein ‚Artists in Residence‘ Programm, Tbilisi, Georgien

Lena Prents Recherchereise nach Georgien und Armenien wurde vom Goethe-Institut gefördert. 

Lado Lomitaschwili’s reise nach Deutschland wird von ECF finanziert.

Speisekino ('Food and Footage') ist kofinanziert durch das Programm Kreatives Europa der Europäischen Union und ist Teil des Projektes Shared Cities: Creative Momentum (SCCM).

Das Schachturnier ist in Kooperation mit dem Schachverein Rotation Berlin e.V. organisiert 

 

Dank an:

Journeyman Pictures, Data Chigholashvili, Anne Fenk, Germane Gudushauri, Aleksandar Jurgec, Jesse Quinn

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PHOTO: Tbilisi Chess Palace and Alpine Club, 1980s © G. Chubinashvili National Research Centre for Georgian Art History and Heritage Preservation