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International offener einphasiger Ideenwettbewerb

Stadtmöbel in Kommunal-Kollektiver-Kooperation (KKK)

Grammatik des öffentlichen Raums: Stadtmöblierung Auslober: KUNSTrePUBLIK e.V. / Zentrum für Kunst und Urbanistik, Siemensstr. 27, 10551 Berlin

Vollständiger Open Call hier: https://goo.gl/hxGLiN

Idee und Hintergrund

Stadtmöblierung in Kombination mit Außenwerbung bestimmen seit ca. 30 Jahren die Grammatik unserer Städte. In Public-Private-Partnerships (PPP) vergeben die Städte über langjährige Laufzeiten die Lizenz zur Werbung im öffentlichen Raum in Verbindung mit der zum Teil notwendigen Stadtmöblierung und deren Unterhalt (Bushaltestellen, Toiletten, Bänke, Mülleimer, Hinweisschilder, etc). Das Geschäftsmodell wird von wenigen großen global ausgerichteten Unternehmen dominiert mit Umsätzen in Milliardenhöhe. Berlin wird z.B. seit Jahren durch die Wall AG “versorgt” - seit 2009 Teil der internationalen JCDecaux-Gruppe als Nummer 1 der Außenwerbung weltweit (Im Jahr 2014 Umsatz von 2,8 Milliarden Euro in mehr als 60 Ländern mit 11.900 Mitarbeitern).
Edle Formensprache, als perfekt vermarktbare Kulisse für die Werbekunden, ist hierbei internationaler Standard. Egal ob Rom, Istanbul, St. Louise oder Berlin, die Haptik ist identisch, ohne lokale Identität, orientiert an Lifestyle und aktuellen Designtrends.
Das Projekt “Hacking Urban Furniture” will dieses den öffentlichen Raum unserer Städte bestimmende Geschäftsfeld untersuchen und mit künstlerischen Versuchsanordnungen neu programmieren. Das Projekt versteht sich als Ausgangsmoment einer langfristigen Auseinandersetzung mit dem Ziel, neben einer Wahrnehmung auf stadtplanerischer und stadtpolitischer Seite auch tatsächliche Veränderungen in den zukünftigen Ausschreibungen und Wirkungszusammenhängen zu erzielen.

Reclaim your urban living space

Das wachsende Begehren von BürgerInnen, stärker in die Gestaltung ihrer öffentlichen Räume oder Infrastruktur eingebunden zu werden, zeigt sich an verschiedenen Stellen: Der Wunsch nach Rekommunalisierung von öffentlicher Grundversorgung wurde über Bürgerbegehren in Berlin (Wasser 2011, Strom 2013) und anderen Städten bereits Realität. Auch auf Nachbarschaftsebene findet mittlerweile eine breite, geduldete Verantwortungsübernahme durch BürgerInnnen statt (Baumpatenschaften, Bänke an Bäumen, Parkingday, etc). Seit 1989 entscheiden unter dem Begriff ‚Orçamento participativo’ (engl.:,Participatory Budgeting’) die Bürger Porto Allegres erstmalig über wesentliche Teile der freien Haushaltsmittel. Die Idee des sogenannten ‚Bürgerhaushalts’ ist inzwischen auch in verschiedenen deutschen Bezirken und Kleinstädten Praxis (seit 2006 im Bezirk Berlin-Lichtenberg).
Wie ökonomische und gestalterische Beteiligungsmodelle bei Stadtmöbeln aussehen können, soll im Rahmen der künstlerischen Arbeiten, Ideenwettbewerb und Rahmenprogramm von ‚Hacking Urban Furniture’ ausgelotet werden.

Zentrale Fragestellungen:


● Können Künstler/Aktivisten/Gestalter Stadtmöbel(konzepte) entwerfen, welche neue Funktionszusammenhänge schaffen und das bisherige Geschäftsmodell elementar erweitern zugunsten eines gesamtgesellschaftlichen Gemeinwohls?

● Können gemeinnützige Träger den öffentlichen Raum nachhaltiger organisieren als die profitorientierten Außenwerber und Stadtmöblierer, indem die Gewinne aus Werbeeinnahmen nicht abgeschöpft werden, sondern in die städtische und soziale Infrastruktur zurückfließen?

● Welche sozialen Funktionen und Möglichkeiten der Teilhabe, Aneignung und Partizipation von Teilöffentlichkeiten sind denkbar in Erweiterung der bisherigen Geschäftsmodelle? Wie kann dem offensichtlich breiten Wunsch der heutigen Stadtgesellschaft nach individueller, lokaler Aneignung Gestaltungsraum gegeben werden, von dem alle profitieren?

● Können Public-Private-Partnerships (PPP) zu Kommunal-kollektiven-Kooperationen (KKK) werden? Welcher gesamtgesellschaftliche Mehrwert könnte hierbei entstehen (Stichwort ‚Stadtrendite’)? Welche neuen lokalen Gemeinschaften mit Verantwortungsbewusstsein können entstehen?

● Welche funktionalen Erweiterungen von Stadtmöbeln können Sinn machen (z.B. offene Bühne, Schutzhütte, Proberaum, Nachbarschaftswerkstatt, Allmende mit Nutzpflanzungen, Notunterkunft, etc.), welche sozialen Gestaltungsmittel stehen zur Verfügung, welche neuen Solidarmodelle auf lokaler Ebene zwischen unterschiedlichen Nutzern wären möglich?

● Wie können Stadtmöbel in Ihrer Gestaltung individuell verschieden sein, angepasst auf die Spezifik des Ortes, sowohl ästhetisch als auch funktional, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit zu sehr einzuschränken?

● Wie spiegelt sich gesellschaftliche Veränderung in der Produktion von Stadtmöbeln? Was ist heute anders? Kann mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine dynamische breite Teilhabe an einer individualisierten Produktion (3D-Drucker, OpenSource Technologies, etc) ermöglicht werden?

Zielstellung​:

“Hacking Urban Furniture” will ein international wegweisendes Modellprojekt sein: In interdisziplinärem Austausch werden Künstler, Architekten und Stadtgestalter in enger Zusammenarbeit mit einem professionellen Expertenbeirat die Parameter von Stadtmöblierung und Außenwerbung analysieren und neu programmieren. Ein besonderes Augenmerk gilt den ökonomischen Aspekten von Stadtmöblierung. Wie können Gestaltung, Produktion, Sicherheit und Wartung in offenen Beteiligungsverfahren, lokalen Produktionswerkstätten und einer einhergehenden Identifikation und Fürsorge durch Bürger, die renditeorientierten Modelle in Frage stellen und Außenwerbung obsolet machen? Und wenn auf Außenwerbung nicht verzichtet werden kann, dann sollten diese Einnahmen in eine sinnvolle Grammatik von Stadtmöblierung münden, mit einem gesamtgesellschaftlichen Mehrwert und in innovativen zeitgenössischen Formationen als Rahmen unserer gebauten Umwelt. Berlin erscheint für ein derartiges Pilotprojekt prädestiniert, mit seiner heterogenen Struktur und seiner in Partizipation und urbaner Aneignung immer aktiver werdenden Stadtgesellschaft.
Im Wettbewerb der Metropolen wird der Berliner Stadtraum hier Bühne eines weltweiten Diskurses, welcher über neue künstlerische Konzepte, Versuchsanordnungen bis hin zu Prototypen mit weltweitem Modellcharakter eine neue Praxis unserer städtischen Umwelt beschreibt.

Der international offene einphasige Ideenwettbewerb „Hacking Urban Furniture – Stadtmöbel in Kommunal-Kollektiver-Kooperation“ sucht Ideen für neue Formen, Inhalte und Konzepte von Stadtmöblierung. Dabei geht es um grundsätzliche Konzeptionen mit neuen ökonomischen Modellen, funktionalen Erweiterungen und zivilgesellschaftlicher Teilhabe. Bloße Designfragen sind nicht das Thema des Wettbewerbes, sondern das Zusammenwirken von Gesellschaft, öffentlicher Funktion und formaler Lösung.

Mehr Information hier: http://www.hackingurbanfurniture.net/

Hacking Urban Furniture: Studien, Konferenzen, Präsentationen, Forschungsessays wird gefördert durch das Creative Europe Programme of the European Union
Hacking Urban Furniture: Kunstwerke, Ideenwettbewerbe, Ausstellungen wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
 
Shared Cities: Creative Momentum (SCCM) is a European cultural platform addressing the contemporary urban challenges of European cities. SCCM is a joint project of Goethe-Institut (DE), Czech Centres (CZ), reSITE (CZ), Academy of Fine Arts and Design in Bratislava (SK), Association of Belgrade Architects (RS), Hungarian Contemporary Architecture Centre – KÉK (HU), Katowice City of Gardens (PL), KUNSTrePUBLIK (DE), Mindspace (HU), Old Market Hall Alliance (SK), Res Publica – Cities Magazine (PL). Co-funded by the Creative Europe Programme of the European Union.