OFFENER BRIEF
Berlin, 21.11.2024
Seit mehr als einem Jahrzehnt ist das Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) ein unverzichtbarer Ort für Kunst, Nachbarschaft und gesellschaftlichen Austausch in Berlin. Als Plattform für lokale und internationale Künstler:innen, als Labor für innovative Stadtentwicklung und als Herzstück für niedrigschwellige kulturelle Angebote verkörpert das ZK/U, wofür Berlin steht: Vielfalt, Offenheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Seit 2019 arbeiten wir mit Leidenschaft und Beharrlichkeit daran, diesen Ort weiterzuentwickeln. Mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, des Bezirks Mitte, der EU und dem unermüdlichen Engagement unseres Teams haben wir unsere Fläche verdoppelt - ein klares Bekenntnis zu mehr Raum für Begegnung und Kultur. Fünf Jahre lang haben wir an der Verwirklichung dieser Vision gearbeitet, Herausforderungen gemeistert und nun, kurz vor der endgültigen Inbetriebnahme, trifft uns der Schock: Die Kulturförderung des ZK/U soll um 50% gekürzt werden. Eine Zäsur, die alles zunichte machen würde.
Erst im vergangenen Jahr standen wir vor einer vergleichbar schwerwiegenden Herausforderung: Die ersatzlose Streichung der Konzeptförderung. Durch den entschlossenen Einsatz vieler Unterstützerinnen und Unterstützer gelang es uns in letzter Minute, eine Änderung des Haushaltsplans zu erreichen. Nun stehen wir erneut vor einer ähnlich kritischen Situation.
Wir kapitulieren nicht vor den Herausforderungen unserer Zeit, aber eine so drastische und nicht im geringsten angekündigte Zäsur könnte das Ende all unserer Bemühungen für die Stadt Berlin bedeuten.
Seit seiner Gründung erwirtschaftet das ZK/U erhebliche Mittel aus eigener Kraft: Über Partnerschaften mit Institutionen weltweit, Projektförderungen auf EU- und Bundesebene, über Künstlerresidenz und Spenden. Wir kennen jedoch auch die Grenzen der Eigenwirtschaftlichkeit, wenn es darum geht, niedrigschwellige und für alle Milieus offene Kulturangebote zu machen.
In unserer unmittelbaren Nachbarschaft Moabit mit über 85.000 Einwohnern ist das ZK/U einer der wenigen verbliebenen Orte der Begegnung mit Angeboten für Alle.
Eine Kürzung würde diesen Bereich unserer Arbeit erheblich einschränken und unseren gemeinnützigen, kulturellen und sozialen Auftrag nahezu unmöglich machen.
Eine unverhältnismäßige und kurzsichtige Kürzung
Wir wissen, dass ganz Berlin derzeit unter Sparzwängen steht. Dennoch appellieren wir an die Berliner Politik: Der Kulturetat macht lediglich 2,1% des Gesamthaushaltes aus. Kürzungen in einem so kleinen Bereich haben unverhältnismäßige Folgen - nicht nur für einzelne Institutionen, sondern für das soziale und kulturelle Gefüge der Stadt. Orte wie das ZK/U stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und prägen das Bild Berlins als weltoffene Metropole.
Was auf dem Spiel steht
Die geplante Kürzung der Förderung um 50 % betrifft nicht nur das ZK/U, sondern mit uns zusammen auch Silent Green, Savvy Contemporary und den Schinkel Pavillon – allesamt tragende Säulen der Berliner Kulturlandschaft. Alle im Bezirk Mitte. Konkret bedeutet dies für das ZK/U:
- Das Ende unseres kostenfreien und niedrigschwelligen Programms.
- Die Einstellung unserer Nachbarschaftsarbeit, die für gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgt.
- Der Verlust von Arbeitsplätzen und Wissen, das wir über Jahre aufgebaut haben.
- Leere Räume statt lebendiger Kunst und Begegnung, weil die neuen Flächen nicht genutzt werden können.
Unsere Forderung: Keine Kürzungen, sondern Perspektiven!
Wir fordern die Berliner Politik auf, diese unverhältnismäßigen Kürzungen zurückzunehmen und endlich langfristige Perspektiven für Orte wie das ZK/U zu schaffen. Der Erhalt dieser Institutionen ist nicht nur eine Investition in die Kultur, sondern auch in Zukunft und eine offene, vielfältige Gesellschaft.
Wir kämpfen für ein Berlin, das für Offenheit, Vielfalt und kulturelle Teilhabe steht. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass das ZK/U nicht zu einer weiteren Sparmaßnahme wird, die unsere Gesellschaft ärmer macht.
Mit kämpferischen und hoffnungsvollen Grüßen,
Das Team des ZK/U - Zentrum für Kunst und Urbanistik