Timeline

No Departures Without Arrivals

Video Still (c) Kristina Miller, 2024

Ausstellung mit aktuellen und ehemaligen Residents

12 Sep 2024, 19:00 – 23:00 / 13 – 15 Sep 2024, 15:00 – 20:00

Das ZK/U Residenzprogramm ist eine sich monatlich neu konstituierende Gemeinschaft von Programmteilnehmer:innen unterschiedlichster Herkünfte und Zugangsvoraussetzungen. Die Kunstresidenz befindet sich in einem fortwährenden Prozess zwischen Informationsabfrage, Datenabgleich und Auswahlverfahren. Reisevorbereitungen treffen auf Visabestimmungen, Vorfreuden werden von Ängsten überschattet. Der Aufenthalt wird für einige zur Plattform, für andere zum Rückzugsraum. Die Residenz als Ort ist herausfordernd, es bedarf Aufmerksamkeit und Empathie, um ein Ein- und Ausleben innerhalb verflochtener Strukturen zu ermöglichen. In einem andauernden Zustand von Unvorhersehbarkeiten vermittelt die Residenz nach innen und nach außen, schafft ein produktives Klima des Austausches und damit eine Gemeinschaft – weit über den Aufenthalt hinaus. In den zwölf Jahren ihres Bestehens war das Programm ein kurzzeitiges Zuhause für mehr als 800 Personen. Jeder Aufenthalt hinterlässt dabei Spuren, von denen einige hier sichtbar werden.

Die Ausstellung No Departures Without Arrivals widmet sich der Ambivalenz zwischen dem Kommen, und Gehen, insbesondere aber dem, was dazwischen liegt – dem Verweilen. Erprobt werden unterschiedliche Formen der Rückkehr, zentrale Orte des Gebäudes fungieren als symbolische Schnittstellen zwischen aktuellen und ehemaligen Resident:innen. Die gezeigten Arbeiten verstehen sich nicht als Resultat des Aufenthalts und beziehen sich nicht aufeinander, sondern stehen nebeneinander oder überlagern sich. Teilweise referenzieren sie den Alltag in der Residenz oder diese wird zum Kernelement des Werks selbst. Davon zeugt die Rückkehr einer Residentin aus dem Eröffnungsjahr 2012. In der Neuinterpretation ihrer Performance, die Mauer des Moabiter Stadtgartens innerhalb von zwölf Stunden ablaufend, stellt sie, wie damals, Grenzen, Bewegungen und Territorien infrage und untersucht dabei auch ihre körperliche Veränderung im Laufe der vergangenen Zeit. Die Realität von Grenzen und De-facto-Staaten im Spannungsfeld zwischen dem Streben nach Autonomie und dem Mangel an internationaler Anerkennung, beschreibt eine dokumentarische Videoarbeit, gefilmt mit einer verdeckten Kamera. Das Unsichtbare wird in einer weiteren Videoarbeit gegenübergestellt. Aus Ruinen eines Museums wurde der primäre Wert – das Kunstobjekt – absichtlich entfernt und entlarvt damit die Rolle der Institution als kulturelles Konstrukt. Der Versuch, die Kunstszene zu einem offenen Dialog über die finanzielle Dimension zu ermutigen und Kunstwerke so zu (ver-)kaufen, als wären sie Autos, erzählt auch von gesellschaftlich bedingten Verhaltensmustern in bestimmten sozialen Zirkeln und von unausgesprochenen Regeln an alltäglichen Orten. Vom Handel zur Schenkung fordert ein weiterer Beitrag dazu auf, sich mit Strategien zum Umgang von Nachlässen ehemaliger Fellows auseinanderzusetzen. Akribisch und täglich dokumentiertes Material gibt Einblick in eine einjährige Residenz. Mit einer partizipatorischen Arbeit lädt das Residenzteam Ehemalige dazu ein, mit alltäglichen Kommunikationsmitteln eine Form von Archiv- und Netzwerkarbeit zu leisten, die an das Zusammenleben erinnert. Mit Logistiknetzwerken beschäftigt sich eine Multimedia-Installation, um Retourenprozessen von Amazon mit GPS-Tracking-Systemen transparent zu machen und um die damit verbundenen Arbeits- und Umweltauswirkungen aufzuzeigen. Inmitten von gesellschaftlichen Missständen und politischen Spannungen arbeitet eine Soundinstallation mit dem Ephemeren, in Echtzeit, und ermöglicht einen direkten Austausch über räumliche Distanzen hinweg.

Alumniarbeit in Kunstresidenzen versucht nicht Begegnungen zu konservieren, sondern in transitorischer Schwebe zu halten, um jenseits von geografischen Verankerungen und zeitlichen Fixierungen handlungsfähig zu bleiben. Wie begegnen wir uns wieder und wie können fortwährende Resonanzen erzeugt werden? Dabei neue Querverbindungen zu generieren, versteht sich als die wohl bedeutendste Herausforderung nachhaltiger Residenzarbeit. 

Teilnehmende Künstler:innen

Susan Augustt
Sarah Ciston
Essé Dabla-Attikpo
Furen Dai
Grayson Earle & Charmaine Chua
Sara Faridamin
Flaneur Magazine
Willem de Haan
Kyoko Kagata
Ivetta Sunyoung Kang
Takuji Kogo
Mike Mavura
Maya Nguyen
Joanna Ostrowska
Flora Paim
Muhammad Salah
Shawescape Renegade
Sumugan Sivanesan & Tessa Zettel
Aarti Sunder
Yeon Sung 
Emily Thomas
Victoria Tomaschko
Claude Pailliot & Gaetan Collet (DAT POLITICS)
Raegan Truax
Max Utech & Bernadette Krejs
Vangjush Vellahu
Byungseo Yoo
ZONA D (initiated by Eliza Goldox with Infinite Livez, Marine Drouan - Kritzkom, Viviane Tabach, Mudassir Sheikh, Samuel Georgy, Sami Al Ghamian, Elbe Trakal, Fiona Thomann, Jonas Petry, Sarah Doerfel, Jacob Kaarsberg, Diana Bauer & Jesse Keating, Luize Mendes Dias)

Kurator:innen

Anita Rind, Kristina Miller, Philip Horst

Programm

Soundperformance: TABLE OF TONE with Zona D
Donnerstag Sep 12, 20:00
Studio 12 (OG Residency)

 

Workshop: Foto-Zine Herstellung mit Sara Faridamin
Freitag, 13. September, 15:00–17:00
Studio 2 (EG Residency)

Ein Workshop, der sich auf die Herstellung von Foto-Zines als visuelle Erzählform konzentriert. Die Teilnehmenden sind eingeladen, ihre eigenen Fotos ausgedruckt mitzubringen, oder können aus bereitgestellten Bildern auswählen. Es wird die Kunst des Erzählens mithilfe von Bildsequenzen und -layouts geübt. Auch die Wahl des Papiers und der Materialien wird erkundet.

 

Workshop: DIY Weathering Bike mit Yeon Sung
Freitag, 13. Sep, 16:00–18:00
Studio 11 (OG Residency)

Der Workshop vermittelt DIY-Übungen zur Herstellung eines auf dem Fahrrad montierten Geräts, des „Weathering Bike“, das das Fahrrad als künstlerisches Mittel zur Untersuchung von verschmutztem Wetter nutzt. Unter der Leitung der künstlerischen Forscherin Yeon Sung soll die Bedeutung des körperlichen Verständnisses von Umweltverschmutzung und das nachhaltige Potenzial des Radfahrens als künstlerische Praxis untersucht werden.

 

Künstlergespräch: Queerstory mit Joanna Ostrowska
Freitag 13. und Samstag 14. Sep, 19:00 / Sonntag 15. Sep, 18:00
Studio 7 (OG Residency)

Während der Berlin Art Week wird Joanna in Zusammenarbeit mit Julia Noah Munier drei Queerstory(s) präsentieren, die mit der polnisch-deutschen Geschichte des XX. Jahrhunderts verbunden sind.

 

Performance: 230 Steps / 2012, 2024 von Raegan Truax
Samstag 14. Sep, 12:00–00:00
Rückwärtige Mauer im Park

 

Workshop: Own That Stage! mit Susan Augustt
Samstag 14 Sep, 15:00
Studio 4 (EG Residency)

Own That Stage! ist eine Initiative, die ursprünglich von Susan Augustt als Teil des Steal the Stage-Projekts in Zusammenarbeit mit Hannah Standiford in Pittsburgh, Pennsylvania, USA, gegründet wurde. Ihre Mission ist es, ein unterstützendes Umfeld für Künstler:innen zu schaffen, insbesondere für Frauen und nicht-binäre Personen, um ihre Stimme und ihr Selbstvertrauen durch szenische Darbietungen zu entwickeln, sei es als Sänger:innen, Instrumentalist:innen oder Performer:innen im Allgemeinen. Das ultimative Ziel ist es, ihre Präsenz auf der Bühne zu erhöhen, ihre Stimmen in der Öffentlichkeit zu erheben, ihre Geschichten zu verstärken und gemeinsam nachhaltige Karrierewege in der darstellenden Kunst zu schaffen.

Das ZK/U ist mit "Commons Cosmodrome" Partner:in der Berlin Art Week.